Architektur: Anne Hangebruch Mark Ammann Architekten Tragwerk: Heyer Kaufmann Partner Nachhaltigkeit / Gebäudetechnik: Klimawandler Landschaftsarchitektur: Fritschi Landschaftsarchitekten
Das Areal des Campus Platztor der HSG liegt an einer Schnittstelle städtebaulicher Strukturen. Der kompakte Körper der Altstadt, der zwiebelschalenförmig vom Kloster ausgehend entstanden ist und die offene, villenartige Bebauung des durchgrünten Rosenbergs sind typologisch eindeutig ausgeprägt. Das Gebiet in Richtung Nordosten entlang der St. Jakobstrasse ist hingegen weniger eindeutig und durch Fragmente gekennzeichnet. Dabei mischen sich kleinteilige Wohngevierte mit grossmasstäblichen Büro- und Gewerbebauten. Der Neubau ist eigenständig, zu allen Seiten gewissermassen neutral, mit respektvollem Abstand eingebunden und sich gleichzeitig als neuer städtebaulicher Schwerpunkt klar artikulierend. Der Rundling gibt sich als öffentlicher Bau zu erkennen und verleiht dem Platztor neue Identität. Er schmiegt sich in die Strassensituation ein, lässt den Verkehr vorbeigleiten und formt den Stadtraum. Ein Platz als Empfangsraum ist mit dem Gebäude verschränkt und zieht den Besucher in den Campus hinein. Die Universität ist zur Stadt hin geöffnet. Der Campus verdichtet sich in einem grossen Gebäude und ermöglicht neben der identitätsstiftenden Setzung auch eine bestmögliche Implementierung des innovativen Lehr- und Forschungskonzeptes. Um das Atrium und die kleineren Lichthöfe herum ist der Lehrbereich räumlich abwechslungsreich in sechs Clustern organisiert. Jeder Cluster hat direkte Nachbarschaft zu den Forschungsflächen. Informelle Begegnungszonen bringen Mitarbeiter und Studierende in Kontakt und fördern die Interaktion. Offene, flexibel strukturierte Geschosse bieten Spielraum für Aneignung und zukünftige Entwicklungen. Der Rundling stiftet Gemeinschaft und intensiviert den Austausch zwischen Lehre und Forschung. Das Atrium ist das räumliche Herzstück des Neubaus und bietet als Foyer eine repräsentative Adresse. Die Fläche steht in direkter Verbindung zu Gastronomie und Aula und ist für Veranstaltungen oder Ausstellungen flexibel und vielfältig nutzbar. Der Raum ist öffentlich, das Schaufenster der neuen HSG und bietet über das erste Obergeschoss einen Durchgang durch das Gebäude zur Böcklinstrasse und von dort über die Treppenwege weiterführend auf den Rosenberg. In direkter Verbindung zum Atrium sind im ersten Obergeschoss der 24h-Bereich der Lehre und die Lab-Zone angeordnet. Der 24h-Bereich verfügt vom Platz her über einen separaten vom Pförtner überwachten Zugang. Über diesen Zugang kann ausserhalb der Öffnungszeiten auch die Lab-Zone und das Fitness erschlossen werden. Die Büroflächen für die Forschung sind dem Fassadenraster entsprechend flexibel unterteilbar und können als Open-Space oder mit Zellenbüros ausgebaut werden. Das kompakte Volumen bietet beste Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen und energieeffizienten Campus. Eine hohe Flexibilität im Bereich des Tragwerks (Skelettbau) und der Erschliessung, konsequente Systemtrennung sowie ein weitgehend modular strukturierter Ausbau ermöglichen Nutzungsänderungen und räumliche Anpassungen. Das Atrium und die kleinen, klimatisch offenen Höfe sind Teil des integralen Gebäudekonzeptes und unterstützen einen reduzierten Technisierungsgrad. Sie ermöglichen zusätzlich zur Belichtung lärmabgewandtes Lüften und können für die Nachtauskühlung genutzt werden. Das glasgedeckte Atrium ist durch bewegliche PV-Paneele vor zu starker Sonneneinstrahlung geschützt, kann in der Übergangszeit geöffnet werden und fungiert im Gebäude als ausgleichendes Zwischenklima.
Von Norden her ummantelt ein dichter Grünraum das geplante Gebäude. Der Grüngürtel mündet im grossen Vorplatz des neuen Universitätsgebäudes. Hier reagiert das Projekt auf den Strassen und Altstadtbereich. Ein grosser Platz, welcher unter das Gebäude fliesst, heisst die Besucher willkommen. Gastronomiemobiliar wie Tische und Stühle verteilen sich im Belagsbereich und verlieren sich im Grünraum. Diese Bereiche erlauben es auch, sich aus dem sehr öffentlichen Zugangsbereich etwas zurückzuziehen und inmitten von sattem Grün eine konträre Stimmung zu erleben. Die dichten Haine aus Zitterpappeln reagieren auf den Wind. Sattes Rauschen der Blätter steht den Geräuschen des Strassenraums gegenüber. Sich wiegende Blätter zaubern Lichtspiele an Fassaden und Bodenbereiche. Die Materialisierung der Projektparzelle nimmt im Freiraum des Erdgeschosses klassische Belagsformen auf. Natursteinpflästerung prägt den dem Gebäude vorgelagerten Aussenraum, während im Atrium derselbe Stein mit jedoch geschliffenen Oberflächen wieder erscheint. Die beiden kleineren Lichthöfe stellen zwei unterschiedliche Gartenformen dar. Auf kleinem Grundriss, vierseitig räumlich stark eingefasst, befinden sich Elemente und Strukturen, welche auf die Zeit und Witterung reagieren und im Wandel sind.